Pressemeldung

Mit der aktuell vom Bundesrat getroffenen Entscheidung zum Kastenstand bzw. zur Abferkelbucht innerhalb der Tierschutz/Nutztierhaltungsverordnung wurden politische Befindlichkeiten vor die Belange der Praxis und Vernunft gestellt. Zusätzliches Tierwohl kann zukünftig fast nur noch mit Neubaumaßnahmen im Deckzentrum realisiert werden, was für viele gewachsene und meist kleinere Betriebe finanziell aber auch planungstechnisch nahezu unmöglich ist.  



„Wir haben im Vorfeld viele Gespräche mit Vertretern der unterschiedlichsten Parteien geführt,“ so Hans-Benno Wichert, Präsident des Schweinezuchtverbandes BW / German Genetic, „und unsere Positionen klug und differenziert vertreten. Wir sind dabei auch auf Verständnis gestoßen, haben aber immer klare und inhaltliche eindeutige rote Linien gezogen.

Mit der jetzigen Maßgabe, das Deckzentrum zukünftig mit einem nun völlig anderen Betriebskonzept fahren und dieses dafür in nahezu allen Ferkelerzeugerbetrieben umbauen zu müssen, sind diese unsere roten Linien aber bei weitem überschritten! Und dies ist umso weniger nachvollziehbar, als dass sich viele schweinehaltenden Betriebe in den letzten Jahren bereits aktiv auf den Weg zu mehr Tierwohl in ihren Beständen gemacht haben. Ich denke dabei an zahlreiche Versuche für freies Abferkeln, an neue Ansätze für die Möglichkeit, auf das Schwanzkupieren zu verzichten und im einen oder anderen Fall sogar an einen Auslauf im Freien“.    

Zwar haben die verbliebenen Ferkelerzeuger in Deutschland nun 8 bzw. 15 Jahre Planungssicherheit, aber zu einem Preis, der sehr hoch und vielleicht sogar unbezahlbar ist. Dass der klassische Kastenstand mit 30 Tagen aus gesellschaftspolitischen Gründen auf Dauer nicht zu halten war, war wohl abzusehen. Dass aber jetzt die deutsche Ferkelerzeugung mit Regelungen „gesichert“ werden soll, die sogar die Vorgaben für biologisch wirtschaftende Berufskollegen/innen bei weitem übertreffen, ist in keinster Weise nachvollziehbar und unverständlich. Mit einem Platzbedarf von mindestens 5 qm / Sau im „neuen“ Deckzentrum übertrifft dieser Wert je nach Gruppengröße und Alter der Tiere den Platzanspruch im Wartebereich um mindestens das doppelte.  

Jetzt hilft nur noch eins: Behördenunterstützung bei notwendigen Umbaumaßnahme statt Bürokratie und Blockadepolitik. „Für alle jetzt nötigen Baumaßnahmen, die es ermöglichen, zukünftig wenigstens dieselbe Anzahl von Sauen zu halten wie bisher, muss die Genehmigungspraxis für mehr Tierwohl in punkto Baurecht, Emissionsrecht etc. vereinfacht, schlanker, schneller und billiger werden.  

Statt der Suche nach Hinderungsgründen für notwendigen Neubaumaßnahmen muss zukünftig die Lösung im Vordergrund stehen und von Seiten der Politik auch und gerade gegenüber den Behörden ein klares politisches Statement abgeben werden: „Wir wünschen und wollen eine wettbewerbsfähige Schweinehaltung in Deutschland und keinen Schweinefleischimport aus fragwürdigen Herkünften“, so dazu die zentrale Forderung von Wichert.

GG, 8.7.2020 

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